Verzeihung, ich bin.. nunja, dezent dramatisch. *hust*
"Der Geist der Weihnacht" oder aber auch "Der Weihnachtsfrieden".
Es war das Jahr 1914. Der Krieg war über die Welt hereingebrochen und tobte bereits seid einer gefühlten Ewigkeit. Unzählige Menschen
waren gestorben, hatten ihre Familien verloren oder waren auf der Flucht vor der Welle aus Tod und Verderben, welche der Krieg mit sich
brachte. In den Häusern froren die Menschen, denn dicke Flocken rieselten vom Himmel und legten über die blutbenetzten Straßen eine
nahezu trügerisch friedliche weiße Decke. Weit abseits der zerstörten Städte standen sich Mann gegen Mann in den
Schützengräben gegenüber, die Sicht war schwer durch den dichten Schneefall und doch war das Trommelfeuer der Gewehre unaufhörlich in
alle Richtungen zu hören. Kugeln sausten durch die Luft, gefolgt von unzähligen Schreien der Soldaten, welche schwer getroffen oder gar
getötet wurden. Die Menschen hatten Angst, blanke Panik stand ihnen ins Gesicht geschrieben, hatten doch alle gehofft, der Krieg wäre
bis Weihnachten vorbei gewesen, die Väter zurück bei ihren Familien, die Kinder wieder in den Armen der Mütter geborgen unter
dem Weihnachtsbaum sitzend, Geschenke auspackend und die grausamen Tage der Zerstörung vergessend. Stunde um Stunde, Minute um Minute verstrich, doch es änderte sich nichts. Menschen starben, Kinder verloren ihre Familien und der Weihnachtsabend rückte unaufhörlich
näher.
Tannenbäume wurden an die Front geschickt, um beleuchtet den Soldaten einen Hauch von Besinnlichkeit vorzugaukeln. Päckchen vom
Staat, gefüllt mit Keksen die Hoffnung wecken sollen. Dazu noch kleine Presente von der Familie, warme Decken, Kleidung, Alkohol und
Zigaretten, doch keine Umarmungen, keine Liebe, keine Zuneigung und keine Hoffnung. Der 24. war da, Heilig Abend war gekommen, doch
plötzlich..
Das unaufhörliche Trommelfeuer, die unzähligen Kugeln, all die schrecklicken Todbringer verstummten plötzlich. Nichts war
zu hören, nur das leise Rieseln des Schnees, welcher langsam die unzähligen Leichen über sich begrub, als wäre nie etwas gewesen.
Stille lag über der Ebene, keine Schreie von verletzten Soldaten, kein panisches Schießen von Kugeln war zu hören, nichts. Hatte es
endlich den ersehnten Frieden gegeben? Hatten die Soldaten endlich begriffen, dass gemeinsam mehr zu erreichen ist als gegeneinander?
Der erste Tannenbaum begann zu leuchten, ein zweiter folgte, bis plötzlich der ganze Graben in einem sachten, fast schon erbärmlichen
Licht zu strahlen begann. Was war geschehen? Hatte der Geist der Weihnacht sich in die Seelen der armen Männer geschlichen, ihre
Herzen erwärmt und ihnen doch noch den erhofften Weihnachtsfrieden gebracht? In der Tat saßen die Soldaten in den Gräben, ein sachtes,
fast liebevolles Lächeln auf den Lippen und die Päckchen aus der Heimat in den Händen. Fotos der Liebsten, die selbstgebackenen Kekse
der geliebten Ehefrau und das selbstgemalte Bild des Kindes wurden geteilt, bis sich schließlich jemand erhob.
Ein Niemand, ein winziger Soldat aus der Masse an Schützen. Langsam kletterte er die kleine Leiter hinauf, verließ den schützenden Graben, stellte sich aufs offene Feld und blickte in Richtung des Feindes. Ein Schuss hätte genügt, nur eine Kugel, ihn zu durchbohren und sein trauriges Leben zu beenden, doch nichts geschah. Eine Weile herrschte Schweigen, misstrauische und doch hoffnungsvolle Augen beäugten ihn, bis schließlich auf Seiten des Feindes etwas geschah. Nicht etwa ein Schuss, nein. Viel eher erhob sich ein Soldat, kam seinerseits aus
dem Graben und ging auf ihn zu. Schweigend standen sie sich gegenüber, eine gefühlte Ewigkeit war nicht einmal ein leises Atmen zu hören, bis die beiden sich plötzlich in die Arme fielen. Tränen rannen ihre Wangen hinab, fest war die Umarmung, fast schon krampfhaft, als würden sie sich nie wieder los lassen wollen, aus Angst, der Krieg würde sofort weitergehen.
„Merry Christmas.“ kam es trocken über die Lippen des Feindes, gefolgt von einem gehauten „Dir auch fröhliche Weihnachten. Ich bin Peter.“ unsererseits. Sich nun doch langsam gelöst, lag ein Lächeln auf ihren Lippen, so vielsagend, als wäre nie ein Krieg ausgebrochen, sondern reine Liebe, Güte und Großherzigkeit wäre über das Land gezogen. Langsam erhoben sich die Männer, die verlorenen Seelen aus dem Graben, kamen aufeinander zu und immer wieder war selbiges Schauspiel zu sehen. Reihenweiße fiel man sich in die Arme, wünschte sich eine besinnliche Zeit, tauschte hier und da sogar einige Päckchen. Kein tödlicher Schuss mehr, keine Schreie von sterbenden Männern waren mehr zu hören. Gelächter, fröhliche Stimmen, freundliche Unterhaltungen und eine regelrechte Welle an Liebe und Mitgefühl schwappte über das Land, angestoßen von den verlorenen Seelen auf dem Schlachtfeld. Gestorben waren sie zu tausenden, und doch dachten sie zu hunderten andächtig an jeden einzelnen, erhoben ihre Tassen und Becher, stießen auf jede verlorene Seele an und feierten die Weihnacht. Die Gedanken an Krieg, dem Feind ins Auge zu blicken und im nächsten Moment sein Leben zu lassen waren weit beiseite geschoben, denn der Geist der Weihnacht hatte sein Werk vollbracht. Er hatte Menschen zusammengeführt, die einander niemals die Hand geben würden und sich nun doch Arm in Arm Geschichten über Familie, Liebe, Freundschaft und allen voran dem Frieden erzählten.
Ende.