Hallo liebe*r Leser*in,
einen Beitrag anlässlich zum Beginn des neuen Jahres hast du vermutlich von mir zuletzt erwartet. Das ist durchaus nachvollziehbar, weil ich das letzte halbe Jahr so gut wie gar nicht aktiv war. Wer die Gründe dazu erfahren möchte, kann gerne mit mir reden, allerdings möchte ich das jetzt nicht an die große Glocke hängen. Jetzt bin ich erstmal wieder hier und versuche ein paar Gedanken loszuwerden.
Mir fällt gerade ein, dass ich einen ähnlichen Beitrag vor 2 Jahren schon mal geschrieben hatte. Dieser hatte damals viele Leser angesprochen, was mich zum Teil sehr verwundert hatte und ich rückblickend immer noch nicht ganz begreifen kann. Aber ich war und bin dankbar für diese ganze positive Resonanz. Jedenfalls werden die folgenden Zeilen kein Jahresrückblick Terraconias behandeln (Dafür war ich dieses Jahr auch einfach zu inaktiv). Dennoch möchte ich noch kurz meine persönliche Meinung zum diesjährigen Weihnachtsevent sagen, von welchem ich leider nur einen Bruchteil erlebt habe.
Ich kann mich noch gut an mein erstes Weihnachtsevent hier erinnern. Das war 2015, als ich erst wenige Monate auf diesem Server war. Damals gab es auch schon einen Adventskalender, allerdings wurde der vom Team gestaltet und war klein aber fein aufgezogen. Es gab dort wie sonst auch eine Welt in dem der Adventskalender war, im Zentrum ein großer geschmückter Weihnachtsbaum und drum herum mehrere kleine Türchen. Dazu ein Jump n‘ Run zu Santas Schlitten.
Wenn man das mit dem den Weihnachtswelten der letzten Jahre vergleicht, war das von den Dimensionen und von dem Inhalt noch sehr klein aufgezogen.
Aber: Es hat gereicht, man brauchte auch nicht mehr.
Als ich dann ein Jahr später Eventarchitekt wurde und das nächste Weihnachtsevent bevorstand, waren es gerade wir, die Architekten, die nicht genügend Zeit und Motivation für den Bau eines Adventskalenders aufbringen konnten, damit dieser rechtzeitig fertig geworden wäre.
Und vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber aus dieser Notsituation heraus startete die erste „Weihnachtswichtelaktion“, ein Aufruf an die Community dieses Servers, die Adventswelt aktiv mitzugestalten. Ob @MeeriSchatz das damals so geplant hatte, kann ich nicht genau sagen, aber es war rückblickend auf jeden Fall das richtige. Die Adventswelt damals noch wunderschön von @Eisenbear1 gestaltet, der offiziell eigentlich kein Teammitglied war, aber der in der Vergangenheit und als Terraconia noch in den Kinderschuhen steckte, viel für den Server gebaut und mitgedacht hatte.
Umso schöner finde ich es, dass sich diese Aktion zu Weihnachten jetzt schon als jährliche Tradition etabliert hat. Dieses Jahr konnte ich auch selber wieder mit bauen und ein Türchen selbst gestalten. Aber als die Weihnachtszeit dann kam und es auf Heilig Abend zuging, habe ich einen plötzlichen Stimmungswechsel erlebt.
Die Geschenkeaktion, der Weihnachtsmarkt, der riesige Turm an Geschenken mit Türchen die – wie es mir scheint - jährlich größer werden, Weihnachtsangebote, die Weihnachtsquest, ein riesiges 24. Türchen…
Auf einmal war dies alles für mich persönlich too much. Ich wurde regelrecht erschlagen von den ganzen Features und Angeboten. Und das hat mich an unsere heutige Gesellschaft erinnert und die Entwicklung, was für ein riesiges Event wir mittlerweile aus Weihnachten machen.
Besinnliche Tage religiösen Ursprungs gibt es nur noch in den seltensten Fällen. Man muss es einfach so sagen, wie es ist. Weihnachten wurde von uns kommerzialisiert.
Zu dieser Zeit muss man besonders spendabel sein, möglichst vielen Menschen besonders wertvolle Geschenke machen, sich zu dieser Zeit besonders harmonisch und sozial zeigen. Es geht mittlerweile schon so weit, dass manche denken, sie werden von manchen nicht geschätzt oder geliebt, wenn sie ein Geschenk bekommen, das nicht wertvoll genug ist oder gar keins erhalten. Wir haben uns ein Zerrbild von diesem Ereignis geschaffen und dabei vergessen, was es für uns eigentlich bedeutet.
Mir persönlich als überzeugter Christ sind dann Menschen lieber, die Weihnachten wie jeden anderen Tag leben, denen diese Tage und deren Bedeutung komplett egal sind, als welche, die Teil dieser Konsumwelle werden und dieses Event nutzen, um so zu sein, wie es uns vorgelebt wird und wie es überall dargestellt wird.
Und dasselbe gilt ja für Silvester.
Wieso nicht einfach mal so, ohne einen gegebenen Anlass jemanden den man gern hat, ein Geschenk machen? Wieso stößt man auf Verwirrung, wenn man jemandem an einem Tag wie jeder andere sagt, dass man ihn gern hat oder danke sagt? Warum nicht einfach mal so an einem Abend gut essen und trinken, gemeinsam einen ruhigen und besinnlichen Abend haben, ohne wirklich einen Grund dazu zu haben? Wieso muss man sich an gerade diesen Tagen als liebe*n Sohn, Tochter, Mutter, Vater, etc. abgeben, wenn man eigentlich gerade traurig, wütend oder einfach nur schlecht gelaunt ist?
Dieses Konstrukt an Erwartungen haben wir selbst hervorgebracht. Dies können wir auch nicht von heute auf morgen umkrempeln und zerstören.
Aber eins ist sicher. Wir selbst können uns davon losmachen und ausbrechen. Keiner kann uns vorschreiben, wie wir uns an welchem Tag verhalten müssen.
Ja, durchaus ironisch, das als Christ zu sagen, wenn man etwas Geschichte kennt.
Dies soll ein Apell sein an vielleicht gerade diese Menschen, die sich selbst einen riesigen Stress zu solchen Zeiten machen.
Dabei ist es doch so: Zu sagen: „Du bist mir wichtig.“ kann man nicht nur an einem, zwei oder drei Tagen im Jahr, nein das kann man jeden Tag, zu jeder Uhrzeit, wenn einem gerade danach ist.
So viel zum Weihnachtsevent. Dies soll lediglich ein kleiner Denkanstoß sein, keinesfalls möchte ich damit grundlos das diesjährige Weihnachtsevent auf Terraconia schlecht reden. Ich weiß zu gut, wie viel Arbeit, lange Nächte, monatelange Planung und Hingabe dahinter steckt, um so etwas auf die Beine zu stellen. Und die Resonanz der Spieler darauf war ja auch größtenteils positiv.Wie ich schon sagte, war es für mich persönlich too much.
Das hat vermutlich auch den Hintergrund, dass jemand der mir sehr nahe stand vor einigen Jahren an Heilig Abend verstorben ist und zudem dieses Jahr zum zweiten Weihnachtsfeiertag einer meiner Verwandten gestorben ist. Ich möchte mich damit nicht rechtfertigen, nur etwas mehr Verständnis meiner Gedanken bzgl. dieser Zeit aufbringen.
--- Abrupte Überleitung zu völlig anderem Thema ohne Überleitung ---
Nun möchte ich noch ein anderes Thema ansprechen, das mich persönlich sehr anspricht, weil ich selbst sehr lange in dieser Situation war.
Noch kurz vorab: Wenn du zufrieden mit deinem Leben bist, dann solltest du den Spoiler nicht öffnen, will ja niemanden vor den Kopf stoßen.
Du liest diesen Text höchstwahrscheinlich zuhause auf deinem PC oder Handy im warmen Heim. Zu diesem Zeitpunkt wirst du dich vermutlich in einer Zone befinden, in der wir Menschen heutzutage unser Leben zu 99% verbringen. In der Komfortzone.
In den letzten Jahrhunderten mussten zahlreiche Menschen auf der ganzen Welt Schweiß, Blut und Tränen vergießen, damit wir heute so leben können, wie wir es tun. Wir sind Teil der obersten Schicht der Menschheit und die mit am meisten privilegierteste Art der Welt.
Wir können essen, wenn wir hungrig sind, können trinken, wenn wir durstig sind und leben in einem sicheren Umfeld.
Aber zugleich ist das eine der größten Ironien.
Wenn du versuchst, ein angenehmes, bequemes Leben zu führen, gibt dir das Leben mehr und mehr Beschwerden. Und das ist die Wahrheit, es entstehen mehr und mehr Probleme, das Leben wirft weiter Steine auf dich und weil Menschen so darauf bedacht sind ihr Leben in Bequemlichkeit zu führen, anstatt zu wachsen und höhere Ziele zu erreichen, weil sie ihren Einschränkungen und Grenzen nicht entgegentreten wollen und darüber hinaus wachsen wollen, ist dies ein Teufelskreis. Wir sind nicht auf diesem Planeten, um ein Leben geprägt von Mühseligkeit und Gleichgültigkeit zu führen. Wir sind hier, um zu wachsen und uns zu entwickeln. Und wenn man sich nicht selbst „ungemütlich“ macht, gibt einem das Leben genügend Gründe, um aus dieser Komfortzone auszubrechen.
Also hat man zwei Möglichkeiten: Man geht diese Probleme und Herausforderungen an und gibt sich einem ständigen Wachstum hin und wird Meister seines eigenen Schicksals, oder man gibt die Schlüssel ab, und führt das Leben einfach so weiter wie jeder andere, ohne sich etwas dabei zu denken. Ein Weg führt zu Erfolg und ein Weg zu ständiger Balgerei und Schmerz. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Denkst du, dass z.B. Steve Jobs mit Leichtigkeit Apple zu dem gemacht hat, was es heute ist? Denkst du, dass die Top Athleten ihren Weg zu ihrer Hochleistung geschlafen haben?
Nein.
Also wieso verschwenden wir unsere Zeit durch chronische Aufschiebung von Dingen, die wir längst erledigt hätten können? Man muss harte Entscheidungen treffen, man muss bereit sein, sich unwohl und peinlich dabei zu fühlen, man muss bereit sein, auf Ablehnung zu treffen, zu scheitern, Druck zu fühlen, denn diese Dinge sind für dich notwendig, um zu wachsen.
Hast du dir schon mal Gedanken über dein Leben gemacht und dabei gedacht: „Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, würde ich mein Leben definitiv anders führen.“ Also ist es dann nicht möglich, dass das Leben das du gerade lebst, anders lebst, wenn du damit anfangen würdest, ein Bewusstsein darüber zu entwickeln, das du gerade nicht hast?
Und stell dir vor, der einzige Weg, Wissen und Bewusstsein zu entwickeln besteht darin, neue Dinge auszuprobieren, die du noch nicht versucht hast. Dinge zu tun, die du noch nie gemacht hast, Dinge zu erschaffen, die du noch nicht kreiert hast, an Orte zu gehen, die du noch nicht erforscht hast. So wächst du. Das Leben bereichert einen mit diesen Erfahrungen, nachdem du die Arbeit dafür vollbracht hast.
Und lies diese Worte nicht als einen irgendeinen Beitrag in irgendeinem Forum, sondern als eine direkte Nachricht, ein direktes Zeichen, welches das Leben dir gibt, um aufzuwachen, um deine eigene Bedeutung anzuerkennen. Es ist Zeit für dich, aus der Komfortzone auszubrechen, es ist Zeit, wieder zu träumen und danach zu streben was immer für dich bestimmt war, du aber zu lange ignoriert hast. Und das Leben wird anfangen, dich dabei zu unterstützen und dir Türen öffnen von denen du nur geträumt hast. Aber du musst den ersten Schritt machen. Dies alles wartet auf dich, außerhalb deiner Komfortzone.
Nichts wie ran.
Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit einer Szene aus dem Film „Der große Diktator“ von 1940.
Denn die Rede von Charlie Chaplin ist, obwohl der Film schon fast 60 Jahre alt ist, immer noch aktuell.
Ich wünsche euch nun ein frohes neues Jahr 2019 und danke fürs Lesen.
LG
Schamane